Die Chemie der Teesorten: Antioxidantien, Polyphenole und mehr

Chemie der Teesorten

Tee ist nicht nur ein beliebtes Getränk weltweit, sondern auch ein faszinierendes Studienobjekt aus chemischer Sicht. Die verschiedenen Teesorten, die aus der Teepflanze Camellia Sinensis und anderen Kräuter- und Früchtevariationen gewonnen werden, besitzen ein Spektrum an Inhaltsstoffen, die dem Tee sowohl sein Aroma als auch seine Wirkung verleihen. Je nach Verarbeitungsmethode enthalten Tees unterschiedliche Konzentrationen von Polyphenolen, welche zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen, sowie Aminosäuren und essenziellen Ölen, die die Geschmacksvielfalt der Tees bestimmen.

Die Chemie des Tees variiert ebenfalls mit der Pflanzenteil, der für die Zubereitung verwendet wird. Die Knospen enthalten tendenziell mehr Coffein im Vergleich zu den Blättern, wobei der genaue Koffeingehalt von der Teesorte und der Verarbeitung abhängig ist. Darüber hinaus spielen beim Anbau und der Ernte des Tees verschiedene Faktoren wie Beschattung und Erntezeitpunkt eine Rolle bei der Bestimmung der chemischen Zusammensetzung und damit des Geschmacksprofils.

In diesem Artikel

  • Tee ist chemisch vielfältig und enthält Polyphenole, Aminosäuren sowie essentielle Öle.
  • Der Koffeingehalt von Tee ist abhängig von der Pflanzenteil und Verarbeitung.
  • Anbau und Ernte beeinflussen die chemischen Inhaltsstoffe und das Geschmacksprofil des Tees.

Geschichte und Herkunft des Tees

Tee ist chemisch vielfältig und enthält Polyphenole, Aminosäuren sowie essentielle Öle.
Tee ist chemisch vielfältig und enthält Polyphenole, Aminosäuren sowie essentielle Öle.
Bild: © Petra Hassenstein

Die Geschichte des Tees nimmt ihren Anfang in China, wo sich die Nutzung der Teepflanze, Camellia sinensis, über Tausende von Jahren entwickelt hat. Von dort aus verbreitete sich der Tee durch Handel, Eroberungen und kulturellen Austausch weltweit.

Entstehung des Tees in China

Die Entstehung des Tees ist eng mit der chinesischen Kultur verbunden. Erste Aufzeichnungen der Verwendung von Tee finden sich bereits im Jahr 221 v. Chr. Tee wurde zunächst in Südchina kultiviert und als Heilmittel verwendet, bevor er zu einem alltäglichen Getränk in ganz China avancierte. Die Blätter der Camellia sinensis wurden für ihre wohltuenden Eigenschaften geschätzt und in den verschiedensten Formen – grün, gelb, Oolong und schwarz – fermentiert und konsumiert.

  • Südchina: Zentrum der ersten Teeanbaugebiete.
  • Nordchina: Verbreitung und Weiterentwicklung der Teekultur.

Ausbreitung des Tees weltweit

Durch seine Beliebtheit und diem wirtschaftlichen Wert breitete der Tee sich schließlich über die Grenzen Chinas hinaus aus. Buddhistische Mönche brachten den Tee nach Japan, und im 16. Jahrhundert erreichte das Getränk Europa über Handelswege von Holländern und Portugiesen. Während in Russland und der Türkei eigene Teezubereitungs- und -genusskulturen entstanden, führte die Einführung in Großbritannien zur Etablierung der berühmten Teekultur mit der Tradition des Afternoon Tea.

Die Briten begannen auch mit dem systematischen Anbau von Tee in ihren Kolonien, insbesondere in Indien und Sri Lanka, sowie später in Afrika in Ländern wie Kenia. Andere Länder wie Argentinien, Vietnam, Bangladesch, Pakistan und Brasilien folgten dem globalen Trend und entwickelten eigene Teeindustrien.

  • Japan: Integration des Tees in spirituelle Zeremonien.
  • Indien: Etablierung von Teeplantagen, besonders in Assam und Darjeeling.
  • Europa: Tee wird ein Luxusgut und gesellschaftliches Getränk.
  • Großbritannien: Entwicklung eigener Teetraditionen.
  • Russland und Türkei: Entstehung eigener Teebräuche.
  • Kenia, Sri Lanka, Argentinien: Aufstieg zu wichtigen Tee-Exportländern.

Arten und Sorten von Tee

Der Koffeingehalt von Tee ist abhängig von der Pflanzenteil und Verarbeitung.
Der Koffeingehalt von Tee ist abhängig von der Pflanzenteil und Verarbeitung.
Bild: © Julia Oppermann

Tee bietet eine eindrucksvolle Vielfalt, die sich in zahlreichen Arten und Sorten manifestiert. Verschiedene Verarbeitungsmethoden führen zu unterschiedlichen Geschmacksprofilen und chemischen Zusammensetzungen.

Grüner Tee

Grüner Tee ist für seine zarte Verarbeitung bekannt, bei der die Teeblätter gedämpft oder geröstet und dann getrocknet werden, um die Fermentation zu verhindern. Sencha, eine populäre Sorte grünen Tees aus Japan, zeichnet sich durch sein frisches, leicht grasiges Aroma aus.

Schwarzer Tee

Schwarzer Tee ist vollständig fermentiert, was ihm eine dunkle Farbe und ein kräftiges Aroma verleiht. Berühmte Sorten wie Darjeeling, aus Indien, und Ostfriesentee, eine Mischung verschiedener Schwarzer Tees, sind international für ihren reichen Geschmack geschätzt.

Oolong-Tee

Oolong-Tee befindet sich in der Mitte des Fermentationsspektrums zwischen grünem und schwarzem Tee. Die Blattknospen und Blätter werden hier teilweise fermentiert, wodurch eine breite Palette an Aromen entsteht, von blumig bis kräftig.

Weißer Tee

Weißer Tee wird aus den jüngsten und zartesten Blättern und Knospen hergestellt. Diese Sorte unterliegt einem minimalen Verarbeitungsprozess und hat oft ein feines, leicht süßliches Aroma.

Kräutertee

Kräutertee ist ein Sammelbegriff für Aufgussgetränke aus verschiedenen Pflanzen und Kräutern. Zu den Vertretern dieser Kategorie gehören zum Beispiel Jasmintee, ein aromatisierter Tee, der häufig auf Basis von grünem Tee hergestellt wird.

Früchtetee

Früchtetee besteht aus getrockneten Früchten, Blüten oder aromatischen Pflanzenteilen. Diese Art von Tee ist bekannt für ein lebhaftes Aroma und eine hohe Variabilität an Geschmacksrichtungen und kann heiß oder kalt genossen werden.

Anbau und Ernte des Tees

Anbau und Ernte beeinflussen die chemischen Inhaltsstoffe und das Geschmacksprofil des Tees.
Anbau und Ernte beeinflussen die chemischen Inhaltsstoffe und das Geschmacksprofil des Tees.
Bild: © Sven Oppermann

Die Chemie der Teesorten wird maßgeblich durch den Anbau und die Ernte der Teepflanze bestimmt. Die sorgfältige Auswahl des Standorts, die Pflanztechniken und die korrekte Erntezeit sind entscheidend für die Qualität der Teeblätter.

Teepflanzen-Anbau

Die Teepflanze, Camellia sinensis, bevorzugt subtropische Klimazonen mit reichlich Niederschlag und gut drainierten Böden. Zum Anbau werden häufig Samen oder Stecklinge verwendet, wobei Stecklinge meist von ausgewählten Mutterpflanzen stammen, um wünschenswerte Eigenschaften zu bewahren. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erkennt an, dass die Pflege junger Teepflanzen entscheidend ist. Ein Teefeld kann produzieren, sobald die Pflanzen ein Alter von etwa 3 Jahren erreicht haben.

  • Standort: Subtropisches Klima mit viel Niederschlag
  • Boden: Gut drainiert
  • Vermehrung: Samen oder Stecklinge von Mutterpflanzen
  • Reifezeit: Produktion in der Regel ab dem 3. Jahr

Erntezeit und -methoden

Die Tee-Ernte findet in den unterschiedlichen Anbaugebieten zu verschiedenen Zeiten statt, was von klimatischen Bedingungen bestimmt wird. In vielen Regionen gibt es mehrere Erntezyklen pro Jahr, wobei die erste Ernte, als „First Flush“ bekannt, Teeblätter von höchster Qualität liefert. Für die Herstellung qualitativ hochwertiger Tees werden meist nur die oberste Blattknospe und die zwei darauf folgenden Blätter, bekannt als „two leaves and a bud“, gepflückt, was manuell geschehen muss, um Beschädigungen zu vermeiden.

  • First Flush: Erste Ernte im Frühjahr, höchste Qualität
  • Second Flush: Folgernde Ernte mit intensiverem Aroma
  • Autumnal Flush: Letzte Ernte im Herbst mit lieblicheren Geschmacksnoten
  • Pflückmethode: Manuell, „two leaves and a bud“

Wirkung und Inhaltsstoffe des Tees

Tee ist bekannt für seine vielfältigen Wirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden, welche auf eine komplexe Zusammensetzung unterschiedlicher Inhaltsstoffe zurückzuführen sind.

Gesundheitliche Aspekte

Die gesundheitlichen Effekte von Tee werden durch Inhaltsstoffe wie Koffein (früher als Thein bezeichnet), Polyphenole und Flavonoide hervorgerufen. Koffein wirkt anregend auf das Zentralnervensystem und kann auf der Darmtätigkeit und den Stressabbau Einfluss nehmen. Polyphenole, zu denen Catechine und Gallocatechin gehören, besitzen antioxidative Eigenschaften. Sie können zur Verringerung von oxidativem Stress beitragen und das Risiko für bestimmte Erkrankungen senken. Flavonoide schützen die Zellen und können in der Prävention von Zahnkaries eine Rolle spielen. Theanin, eine seltene Aminosäure in Tee, ist bekannt für ihre beruhigende Wirkung.

Verwendung im Alltag: Tee wird oft als Genussmittel konsumiert, das sowohl entspannend als auch belebend wirken kann.

Zusammensetzung der Inhaltsstoffe

Tee enthält eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, die sich je nach Teesorte unterscheiden können. Die Hauptkomponenten sind:

  • Koffeingehalt: variiert je nach Pflanzenteil, wobei die Knospe den höchsten Anteil aufweist.
  • Gerbstoffe: Verantwortlich für den charakteristischen Geschmack und tragen zur Qualität des Tees bei.
  • Fett: In geringen Mengen vorhanden, hat aber keinen signifikanten Einfluss auf den Geschmack oder die gesundheitlichen Aspekte von Tee.
  • Aminosäuren: Protein kommt in kleinen Mengen vor und trägt zur Gesamtkomposition der Aromen bei.
  • Polyphenole: Eine Gruppe bioaktiver Verbindungen, die eine schützende Wirkung auf die Gesundheit haben.

Nährstofftabelle in Tee (pro 100g):

InhaltsstoffMenge
KoffeinBis zu 4,5%
PolyphenoleVariiert
FlavonoideVariiert
ProteineGering

Die genauen Mengen der Inhaltsstoffe hängen von der Teesorte sowie deren Verarbeitung ab.

Zubereitung und Konsum

Tee lässt sich auf vielfältige Art und Weise zubereiten, wobei die Wasserqualität und Temperatur sowie die Ziehzeit entscheidenden Einfluss auf das Geschmackserlebnis haben. Traditionelle Zubereitungsweisen treffen auf moderne Konsumformen, die beide die Chemie und Eigenschaften der Teeblätter respektieren.

Traditionelle Teezeremonien

In Ländern wie Japan und China sind Teezeremonien tief in der Kultur verwurzelt. Sie reflektieren eine jahrhundertealte Tradition, bei der die Zubereitung von Tee fast schon als Kunstform gilt. In der japanischen Teezeremonie, auch als Cha-no-yu bekannt, wird vorwiegend grüner Tee verwendet. Hierbei sind die korrekte Temperatur des Wassers, sorgfältig berechnete Ziehzeiten und präzise Bewegungen von entscheidender Bedeutung. Diese Zeremonien sind nicht nur ein Weg, Tee zu konsumieren, sondern dienen auch als spirituelle und gesellschaftliche Zusammenkünfte.

Moderne Zubereitungs- und Genussformen

Während die traditionellen Teezeremonien auf einem festgelegten Ablauf beruhen, gibt es in der heutigen Zeit eine große Auswahl an Zubereitungsmethoden und Teearten, die eine Anpassung an den individuellen Geschmack ermöglichen. Moderne Aufgussgetränke umfassen nicht nur die klassischen Teesorten, sondern auch Kreationen mit einer Mischung aus verschiedenen Kräutern und Aromen. Die Ziehzeit variiert je nach Rezept von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden bei kalt aufgebrühtem Tee. In Deutschland gibt es ebenso eine etablierte Teekultur, die zwar historisch nicht so tief verwurzelt ist wie etwa die britische, aber durch Händler und kulturellen Austausch, unter anderem auf niederländischen Schiffen, etabliert wurde. Moderne Technologien erlauben zudem eine präzise Kontrolle über die Parameter der Teezubereitung, wodurch bittere Geschmacksnoten vermieden und die positiven Eigenschaften durch richtige Fermentation hervorgehoben werden können.

Kommentar hinterlassen